Die Game Awards 2023 waren kaum mehr als eine überproduzierte und glorifizierte Werbesendung, bei der kaum Zeit für die eigentliche Würdigung des Mediums blieb.
Eins vorneweg: Ich möchte die Game Awards wirklich mögen! Ich denke, dass die "Oscars des Gamings" von Geoff Keighley eine interessante Möglichkeit sein könnten, das herausragende Talent in der Gaming-Industrie zu feiern und etwas Legitimität für ein Medium zu schaffen, das immer noch Schwierigkeiten hat, von jemandem, der nicht darin involviert ist, ernst genommen zu werden. Zumindest auf dem Papier. In der Realität sind die Game Awards 2023 damit definitiv gescheitert.
Stattdessen hat Keighleys Plan, mehr Zuschauer mit Spielankündigungen und Weltpremieren anzulocken, die Show in eine Mini-E3 verwandelt. Die eigentlichen Auszeichnungen waren kaum mehr als eine Randnotiz. Wenn weniger als ein Drittel einer Preisverleihung tatsächlich Preise zeigt, ist es schwer, sie überhaupt noch als Preisverleihung zu bezeichnen!
Das wirklich Schlimme ist, dass ich nicht glaube, dass Keighley und sein Team dieses Problem beheben wollen. Das wird erst recht deutlich, wenn man sieht wie herzlos die Game Awards 2023 insgesamt durchgeführt wurden:
For those curious, Game Awards winners are given 30 seconds for their acceptance speech before a "Please wrap it up" sign starts flashing.
— Stephen Totilo (@stephentotilo) December 8, 2023
Eiji Aonuma, legendary director of Legend of Zelda: Tears of the Kingdom being told to "Please wrap it up" at @thegameawards https://t.co/6CIcjQUV4b pic.twitter.com/za7jYgK0EV
— Javiera Cordero PS (@javierabegazo) December 8, 2023
"Please Wrap It Up"
Die Gewinner Eurer Preisverleihung nach 30 Sekunden mit passiv-aggressiven Telepromptern und Musikhinweisen von der Bühne zu drängen, nur um mehr Zeit für Trailer und Werbespots zu gewinnen, sieht einfach richtig mies aus.
Es ist bei dieser Show insgesamt leicht zu vergessen, dass man überhaupt eine Award Show sieht, wenn seit der letzten tatsächlichen Preis-Kategorie 30 Minuten vergangen sind. Zumindest bis Geoff wieder auf dem Bildschirm auftaucht, schnell eine Liste von Nominierten und Gewinnern herunterrattert und die Show dann wieder zu Trailer-Aufnahmen zurückkehrt.
Getting some weird vibes this years #TheGameAwards Rushing through 5 very important awards in a row. Meanwhile, Kojima gets 10+ minutes talking about a game that has no footage whatsoever. No mention of the 7,000+ game developers that have been laid off.
— Kolbe Payne (@kolbepayne) December 8, 2023
Bestimmt hätten die Game Awards mehr Zeit für den tatsächlichen "Award"-Teil ihres Namens aufwenden können? Vielleicht durch das Weglassen eines Trailer hier, oder eines Werbespots dort? Es wurden während der Show nicht nur drölfzig Spiele gezeigt, wovon ich die Hälfte sofort wieder vergessen habe, es gab auch noch etliche geschmacklose und charakterlose Werbeclips für Sponsoren und das nächste tolle Produkt.
Obendrauf hat Geoff noch die Zeit gefunden, um zum Beispiel seinem Lieblings-Gaming-Auteur Hideo Kojima so viel Zeit zu geben, wie er wollte, um sein nächstes Spiel zu bewerben. Mit einem coolen Trailer, aber ohne wirkliches Gameplay und viel Gebrabbel.
Und was ist los mit diesen merkwürdigen Auftritten von Hollywood-B-Prominenz? Warum bekommen die zehnmal mehr Zeit und Aufmerksamkeit als die Entwickler, deren grandiose Arbeit wir hier eigentlich feiern sollten?
(Gonzo ausgenommen, natürlich, er kann bleiben. Und Sam Lake. Und Swen Vincke. Das war's.)
Nicht einmal Gonzo kann uns noch retten
Die Identitätskrise der Game Awards war in den Vorjahren bereits bemerkbar, aber 2023 war es besonders schlimm anzusehen. Warum sollte ich mich für die Auszeichnungen interessieren, wenn nicht einmal Keighley selbst das zu tun scheint?
Die Awards wirken eher wie eine nervige Verpflichtung, die zwischen Werbepausen passiert. In einer Show, die The Game Awards heißt und über 3 Stunden lang ging, waren davon knapp 11 Minuten (!) lang Preisträger zu sehen. Das alles vermittelt den Eindruck, dass er Videospiele und die Menschen, die sie entwickeln, nicht wirklich respektiert.
In ihrem aktuellen Zustand sind die Game Awards eine schreckliche Seherfahrung und eine Beleidigung für die gesamte Branche. Wenn Geoff die nächste E3-Ersatzveranstaltung moderieren möchte, kann er das meiner Meinung nach gerne tun. Aber nicht, wenn er dabei die Entwickler von Videospielen abwertet und vernachlässigt.
Aber offensichtlich bringt Geoffs Formel ihm die Zuschauerzahlen, die er sehen möchte, daher erwarte ich nicht, dass sich das fehlgeleitete Format der Show in absehbarer Zeit ändern wird.