Ihr seid genauso abartig alt wie ich oder habt ältere Geschwister, die noch Videospiele auf so seltsamen riesigen Cartridges gezockt haben? Dann habt ihr sicher schon mal in so ein Ding reingepustet oder gesehen, wie es jemand tut, oder? Wir erklären euch heute, warum ihr nicht in eure Cartridges pusten solltet.
Für die ganzen jungen Hüpfer unter unseren Lesern erkläre ich nochmal kurz, um was es hier überhaupt geht. In einer Zeit, in der es noch keine Smartphones , Apps und Touchscreens gab, wurden Videospiele noch nicht direkt auf die Konsole gedownloaded. Nein, die meisten Spiele gab es noch nicht einmal auf CD! Zu den guten alten Nintendo-Zeiten musste man Spiele noch auf sogenannten Cartridges oder Modulen kaufen. Diese riesigen Cartridges wurden dann in die Konsole gesteckt, wenn man zocken wollte.
Vielleicht erinnern sich einige von euch noch an den Game Boy. Bis zum Game Boy Advance wurden hier kleinere Versionen solcher Cartridges verwendet. Wenn man diese Module ständig wechselte oder sie längere Zeit in der Schublade liegen ließ, wo sie einstaubten, konnte es vorkommen, dass ein Spiel nicht startete, wenn man spielen wollte. Der typische Trick, um das Problem zu lösen, war, einfach einmal kräftig in die Cartridge zu pusten, und voilà, meistens lief das Spiel dann wieder.
Nicht in die Nintendo-Cartridge pusten!
Wenn man drüber nachdenkt, macht das ja eigentlich auch Sinn. Die Cartridges sind unten offen und im Inneren befinden sich die Kontakte, mit denen das Spiel in die Konsole gesteckt wird (wie unten im Bild zu sehen). Ein logischer Grund dafür, dass ein Spiel nicht startet, könnte also sein, dass die Kontakte verstaubt sind – reinpusten sollte das Problem also lösen, richtig?
Wie sich jedoch herausgestellt hat, hat das Pusten eigentlich keinen Effekt. Das Spiel einfach aus der Konsole zu entfernen und erneut einzustecken, reicht in der Regel aus, da oft die Kontakte nicht richtig ausgerichtet waren, wenn das Spiel nicht startet. Tatsächlich kann das Hineinpusten der Cartridge eher schaden als helfen.
Warum? Ganz einfach. Beim Pusten in die Cartridges kommt immer auch etwas Feuchtigkeit auf die Kontakte. Auch wenn ihr beim Pusten nicht sabbert, hat euer Atem immer eine hohe Luftfeuchtigkeit. Haucht einfach mal eine Scheibe an, dann seht ihr, wie sie beschlägt. Dass Elektronik und Feuchtigkeit sich nicht gut vertragen, muss ich glaub’ ich nicht erst erwähnen, oder?
Selbst wenn also nicht direkt Wasser in die Cartridges oder die Konsole kommt, sorgt die Feuchtigkeit für Korrosion auf den Kontakten. Dadurch wird es für die Konsole immer schwieriger, die Cartridges zu erkennen und irgendwann sind die Kontakte so hinüber, dass das Spiel gar nicht mehr funktioniert.
Woher kommt der Puste-Mythos?
Aber woher kommt denn dann der Mythos, dass man in seine Nintendo-Cartridges pusten muss?
Im Prinzip haben einige Spieler früher gemerkt, dass, wenn sie in ihre Cartridges pusten, diese plötzlich wieder funktionieren. Was sie nicht wussten: Das hatte nur scheinbar etwas mit dem Pusten zu tun. Das haben sie weitererzählt und irgendwann hatte sich dieser Irrglaube in der Zockergemeinde festgesetzt. In Wahrheit hätte das einfache Herausnehmen und erneut reinstecken der Cartridges aber schon gereicht, um das Spiel zu starten – das Pusten war schon immer völlig überflüssig. Wenn ihr noch ein altes N64 oder Original Super Nintendo zu Hause habt, probiert es aus – ihr werdet sehen, dass das Spiel auch ohne Pusten irgendwann wieder startet, nachdem ihr die Cartridge einige Male herausgenommen und wieder reingesteckt habt.
Das war's auch schon. Jetzt seid ihr alle ein bisschen schlauer und könnt euren Eltern erzählen, was sie früher beim Zocken immer falsch gemacht haben.