Like A Dragon Gaiden Test (PC) | Eine Liebeserklärung an eine vergangene Ära

In unserem Like a Dragon Gaiden Test erfahrt ihr, ob das einst geplante DLC ein vollwertiges Spiel geworden ist und ob die Entwickler Kiryu Kazumas Legacy gerecht geworden sind.

Like a Dragon Gaiden Test PC
Like A Dragon Gaiden: Eine Liebeserklärung an eine vergangene Ära. | © Sega/EarlyGame

Mit Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name schlüpfen wir ein letztes Mal in die Schuhe von Kiryu Kazuma, der uns seit Yakuza 0 in jedem Teil als Protagonist begleitet hat – abseits von Yakuza: Like a Dragon. Wir durften seine Anfänge in der Yakuza beobachten und seine dramatische Geschichte und Entwicklung miterleben, bis er sich wirklich zum The Dragon of Dojima entwickelt hat.

Doch lebt jeder, der Teil der Yakuza ist stets auf Messerschneide und so musste Kiryu eine folgenschwere Entscheidung treffen und aus dem Leben aller, die ihm lieb und teuer sind verschwinden. Durch die vergangenen Ereignisse zeichnet sich nicht nur bei Kiryu ein Umbruch ab, sondern auch bei jedem Einzelnen innerhalb der Yakuza. Like a Dragon Gaiden möchte ein Ende sowie einen Anfang darstellen, eine Lücke füllen als auch ein Lebewohl für einen der mutigsten, sympathischsten und rechtschaffenden Protagonisten seiner Zeit darstellen.

Inwiefern Ryu Ga Gotoku Studio dieser Spagat gelungen ist und ob die klassische Mixtur aus Verrücktheit und Ernsthaftigkeit trotzdem erhalten blieb, erfahrt ihr in diesem Test!

📌 Quick FactsLike a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name
Release:November 8, 2023
Price:49,99 €
Platform:PC, PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One, Xbox Series X|S
Developer:

Ryu Ga Gotoku Studio

Publisher: Sega
Genre:Action-Adventure

Like a Dragon Gaiden: Das Wichtigste in Kürze zusammengefasst

  • Geschichtlich ist der Anfang langsam und zäh, entwickelt sich aber in gewohnter RGG-Manier relativ dramatisch mit einigen Wendungen
  • Liebhaber der Reihe werden zahlreiche Easter-Eggs entdecken und stellenweise der Nostalgie verfallen
  • Im Vergleich zu den anderen Teilen fällt die reine Story mit ca. 10-15h kürzer aus als sonst
  • Grafisch schwächelt Like a Dragon Gaiden im Tageslicht, während es in den Nächten förmlich erstrahlt
  • Nebentätigkeiten sind durch das „Akame Network“ glücklicherweise klar durchstrukturiert und NPCs quatschen einen nicht mehr von der Seite an
  • Optisch erstrahlen die Schlüsselfiguren und Kiryu sah noch nie so gut aus
  • Die Kämpfe sind verrückt, lebendig, intuitiv und zeigen wie viel Power noch in Kiryu steckt
  • Wenig Kampfstile, aber durch die Agenten-Gadgets gibt es trotzdem viel Neues zu entdecken

Die Schatten der Vergangenheit lassen selbst die Toten niemals ruhen

Geschichtlich stieg ich in Like a Dragon Gaiden direkt in die vergangenen Ereignisse von Yakuza 6 ein. Hierbei erlebte ich durch die Rückblenden noch einmal, wie Tsunemo Iwami versucht Kiryu zu töten und als es ihm nicht gelang, er es auf die Adoptivtochter Haruka abgesehen hatte. Hier fiel auch Kiryus Entschluss, seinen eigenen Tod vorzutäuschen, um seine Liebsten zu schützen und ihnen ein sicheres Leben zu gewähren.

Im Spiel erlebte ich einen gebrochenen Drachen, der lediglich um die Sicherheit seiner Liebsten besorgt war. Er fesselte sich selbst und schaffte es dennoch seinen rechtschaffenen Idealen treu zu bleiben. Kiryu hat mit seiner Vergangenheit größtenteils abgeschlossen und blickt nur selten zurück und versucht sein Leben in Ruhe zu leben. Doch die Schatten der Vergangenheit holen ihn abermals ein und er muss sich ein letztes Mal mit den Yakuzas auseinandersetzen, denn der letzte Konflikt droht wieder zu eskalieren.

Like a Dragon Gaiden Silly Kiryu
Like A Dragon Gaiden: Kiryu kann auch mal witzig und bescheuert sein. | © Sega/EarlyGame

Auch in diesem Teil ist der Start der Geschichte zäh und langsam und kommt nur langsam in Fahrt, da die Nebensächlichkeiten zu Beginn Überhand nehmen und der Spielfluss dadurch immer wieder unterbrochen wird. Doch umso mehr Zeit vergeht, umso interessanter wird die Geschichte. Da das Spiel jedoch deutlich kürzer ausfällt, kommt das sonst meisterhafte Storytelling-Geschick der Entwickler leider nicht ganz zur Geltung und es mussten Abstriche gemacht werden. Dennoch wurden einige Wendungen mit eingebaut, die dem Ganzen etwas mehr Würze verleihen.

Erfrischende Kämpfe, mit weniger Stilen und zig Nebenaktivitäten

Like a Dragon gaiedn Fighting
Like A Dragon Gaiden: Rasante Action die mit jeder erworbenen Fähigkeit besser wird. | © Sega/EarlyGame

Ein letztes Mal durfte ich in das Brawler-Kampfsystem eintauchen und ich hab tatsächlich jede einzelne Sekunde davon genossen. Denn auch wenn dieses Mal deutlich weniger Kampfstile geboten werden, fühlte es sich trotzdem erfrischend und neu an. Denn durch den Agenten-Skilltree, den Kiryu durch die Daidoji Fraktion erlernt hat, konnte ich zahlreiche nützliche Gadgets wie z.B. einen Greifhaken, Drohnen oder explodierende Zigaretten im Kampf verwenden – untypisch für Kiryu, aber trotzdem spannend! Doch auch der starke und bekannte Dragon of Dojima-Stil war hier wieder dabei und sah deutlich agiler und eleganter als zuvor aus, wodurch es keine Ermüdungserscheinungen gab – fabelhaft!

Mit einem komplett überarbeiteten Nebenquest-System fielen die sonst immer aufs Auge gedrückten Aktivitäten deutlich strukturierter aus. Denn seien wir mal ehrlich, es fühlte sich in den vergangenen Ablegern natürlich äußerst organisch an wenn x NPCs einen, während man die Straße entlang schlenderte, angesprochen haben. Doch die Frequenz davon war so erdrückend, dass der eigentliche Spielfluss immer unterbrochen wurde.

Like a Dragon Gaiden Fight Against Samurai
Like A Dragon Gaiden: Das Tageslicht schmeichelt dem Spiel nicht sonderlich. | © Sega/EarlyGame

In Like a Dragon Gaiden fallen diese Zufallsereignisse weg und ich konnte meine Nebenquests aktiv bei Akame anwählen und musste dann die NPCs vor Ort nochmals anquatschen. Dadurch gehen vielleicht einzelne amüsante Interaktionen verloren, die jedoch an einer anderen Stelle wieder eingebaut werden können. Denn in den vergangenen Ablegern hatte ich irgendwann nur noch Angst durch die Stadt zu laufen, da ich nicht schon wieder in 5 oder 10 ungewollte Nebenquests stolpern wollte.

Like a Dragon Gaiden Pocket Circuit
Like A Dragon Gaiden: Das Minispiel "Pocket Circuit" ist zurück und ich liebe es! | © Sega/EarlyGame

Sonstige Aktivitäten sind auch hier wieder in Hülle und Fülle dabei. Es gibt Neues zu entdecken und Klassiker aus vergangenen Titeln kehren im neuen Glanz wieder zurück und rütteln ordentlich am Nostalgiebaum. Sei es mir die Seele in der Karaokebar aus dem Leib zu singen, mich im Kolosseum in den zahlreichen Kämpfen zu beweisen, beim "Pocket Circuit" mit meinem Rivalen um die Wette zu fahren, Billard, Dart oder Shogi zu spielen oder die gesprächigen Hostessen zu besuchen. Die Substories heben sich von den belanglosen kleineren Nebenquests deutlich mit ihrem Humor, aber auch den erzählten Geschichten, ab. Neben anderen wiederkehrenden Figuren konnte ich auch einen aus der Judgment-Reihe erspähen, wodurch ich sogar die Vermutung hab, dass Kiryu dort eventuell als Nebencharakter nochmals auftauchen könnte, da die Verbindung nun geknüpft wurde – spannend!

Technisch ein rundes Ergebnis, mit optischen Schwächen und ruhigen musikalischen Einlagen

Like a Dragon Gaiden Conversation With Akame
Like A Dragon Gaiden: Akame is eine exzellente Ergänzung zu Kiryus ernstem Charakter. | © Sega/EarlyGame

Aus der technischen Perspektive wurde hier ein ausgesprochen sauberes und rundes Ergebnis abgeliefert. Speziell bei den PC-Portierungen ist das nicht der Regelfall. Jedoch hat sich das Entwicklerteam bereits bei den älteren Ablegern, nicht zuletzt auch bei Like a Dragon: Ishin ausgesprochen viel Mühe gegeben, diese makellos abzuliefern. Das ist ihnen auch bei Like a Dragon Gaiden wieder ausgesprochen gut gelungen und ich hab hier wirklich überhaupt nichts zu beanstanden. Ich hab selbst bei höchsten Einstellungen keine Ruckler, Standbilder, Abbrüche oder nur die kleinsten Schwankungen erlebt.

Like Dragon Gaiden The Castle
Like A Dragon Gaiden: Optisch wertet "The Castle" das ganze Spiel deutlich auf. | © Sega/EarlyGame

Dafür schwächelt die optische Darstellung jedoch wieder zunehmend. Auch wenn die Schlüsselfiguren wieder detailliert ausgearbeitet wurden und Kiryu Kazuma die schönste Version seiner selbst erhielt, schwächelt es an der Umgebung. Sobald die Tageszeit anbricht, wird schnell klar, welche Schwächen Like a Dragon Gaiden wirklich hat. Denn durch mangelnde Schatten an hellen Orten fehlt die nötige Tiefe, die eine schöne Spielwelt ausmacht. Dafür ist Sotenbori Nachts wieder wunderschön gelungen und die Atmosphäre kehrt wieder zurück. Ein richtiger Eye-Catcher ist „The Castle“ in dem sich auch das Kolosseum befindet. Denn durch die satten Farben, den Kontrast und die Tiefe ist dieses Gebiet einfach nur äußerst einladend.

Like a Dragon Mr Masochist
Like A Dragon Gaiden: Kaum zu glauben, Mr. Masochist ist zurück! | © Sega/EarlyGame

Die Musik fällt in diesem Teil auch wieder eher hintergründig aus. Es gibt kaum Lieder, die maßgeblich dazu beitragen, dass sie in Erinnerung bleiben. In den Zwischensequenzen bemerkt man sie in ruhigen Momenten hin und wieder, aber diese werden durch die zahlreichen Gespräche dann auch schnell überschattet. Lediglich die Karaoke-Songs haben wieder Ohrwurm-Potenzial und der bekannte und beliebte Song „Baka Mitai“ fehlt auch in diesem Teil nicht.

Fazit

Ich erlebte einen Umbruch in der Welt von Yakuza/Like a Dragon. Einen Wandel, in der die letzten Familien einen finalen und letzten erbitterten Kampf anstrebten, da die Yakuza, für das was sie einst stand, nicht mehr existent war und auch keinerlei Zukunft mehr hatte. Dadurch musste ich nicht nur Kiryu „Lebewohl“ sagen, sondern mich auch von der altbekannten Yakuza verabschieden, die für ihre Loyalität und Treue, aber auch für die fliegenden Fäuste bekannt war. Die Charaktere spielten ihre Rolle ausgesprochen glaubwürdig, jedoch blieb das sonst meisterhafte Storytelling Talent des Entwicklers dieses Mal etwas auf der Strecke und vieles entwickelte sich sehr vorhersehbar.

Trotz der abgespeckten Kampfstile, bot mir der Agenten-Skilltree eine äußerst erfrischende Art und Weise meine Gegner zu bekämpfen. Der altbekannte Dragon of Dojima-Stil fiel bekannt wuchtig aus und wurde mit jeder gekauften Fähigkeit noch agiler, vielfältiger und actiongeladener. Ich bin normalerweise eine große Liebhaberin von Goro Majimas Kampfstilen, doch in Like a Dragon Gaiden hatte ich den Spaß meines Lebens, mit Kiryu die Gegner in Sotenbori oder im Kolosseum ins Nirwana zu schicken – unfassbar stark!

Die zahlreichen Nebentätigkeiten durch das Akame Network, den Minispielen und dem Kolosseum füllen die Zeit um ein Vielfaches aus, wodurch eine Spielzeit von 50 bis 60 Stunden zustande kommt und das einst gedachte DLC ein vollwertiges Paket bereithält. Das neue Nebenquest-System überzeugt auf voller Linie und ich hoffe, dass es bei Like a Dragon: Infinite Wealth auf eine ähnliche Art und Weise übernommen wird! Like a Dragon Gaiden ist eine Liebeserklärung an die vergangene Reise und bietet neuen als auch eingefleischten Fans einen Vorgeschmack auf das Vergangene als auch die ersten Leckerbissen für die Zukunft, da hiermit die Brücke zu Infinte Wealth geschlagen wird.

Wertung: 83/100

Hinweis: Ich hab Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name auf dem PC getestet und SEGA hat uns ein Rezensionsexemplar des Spiels zur Verfügung gestellt.

Ewelyn Derc

Ewelyn ist Content Creator bei EarlyGame und arbeitet seit über einem Jahrzehnt in der Gaming-Branche. Sie ist vor allem in der Gaming-Kategorie zu finden, wo sie Guides, News, Reviews, Meinungsartikel und mehr schreibt....